23 July 2023

Herr Braun und das Geheimnis der Quadratwurzel einer Orange: Ein Farbenmix aus Politik, Geschichte und Protest.

Liebe Leserinnen und Leser,

gestatten Sie mir, Sie heute auf eine ungewöhnliche Begegnung mitzunehmen, die an einem ganz normalen Tag auf einem Marktplatz stattfand. Ich war zufällig am Stand der AFD vorbeigekommen. Während ich mich umschaute und die Botschaften auf den Plakaten las, kam mir ein Gedanke: Wie kann ich meine Stimme erheben? Wie kann ich, als einfacher Passant, ein Zeichen setzen?

Mit dieser Idee im Hinterkopf machte ich mich auf den Weg nach Hause, eine Idee im Kopf, die es umzusetzen galt. Nach einigem Kritzeln und Planen hielt ich mein künstlerisches Statement in den Händen: Ein einfaches Plakat mit einer klaren Botschaft: „Helfen Sie der AFD, ihre Lieblingsfarbe zurückzubekommen – Blau ist das neue Braun!“. In dieser Aussage spielte ich mit den Farbsymboliken in der Politik. Die Farbe Braun wird oft als symbolisch für die Nationalsozialisten angesehen, während Blau die Hauptfarbe der AFD ist. Mit diesem Statement wollte ich die Parallelen zwischen der Politik der Nationalsozialisten und einigen Strömungen innerhalb der AFD aufzeigen.

Zurück am Stand, stellte ich mich strategisch auf und hob mein Plakat hoch, genug um gesehen zu werden, genug um die Blicke auf mich zu ziehen. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Die Mitglieder des AFD-Standes begannen, aus der Ferne mit mir zu sprechen. Handykameras blitzten auf, Bilder wurden gemacht, und nach einigen Minuten näherte sich ein Gentleman aus dem gegenüberliegenden AFD-Stand.

Er trug ein Sakko, das auf einer Farbskala zwischen Cappuccino und Vollmilchschokolade angesiedelt war, was mich zu einer spontanen Bezeichnung inspirierte: »Herr Braun«. Doch Herr Braun, dessen Farbwahl offensichtlich politische Symbolik trug, war keineswegs erfreut über meine kreative Protestform. Statt mit Humor zu reagieren, stürzte er sich in eine Diskussion, die so abstrakt war, dass man meinen könnte, er versuche die Quadratwurzel einer Orange zu ziehen.

Herr Braun versuchte, mein Plakat zu kritisieren, indem er darauf hinwies, dass nur die SA, und nicht die gesamte NSDAP, die Farbe Braun getragen habe. Aber er ging noch einen Schritt weiter: Unter Berufung auf das Wort »sozialistisch« im Namen der NSDAP behauptete er, dass diese Partei eine linke Partei gewesen sein müsse. Solche Äußerungen lassen mich innehalten. Warum ist es so wichtig, dass wir uns an die wahre Geschichte erinnern und sie nicht für politische Zwecke verdrehen? Lassen Sie uns tiefer in diese Frage eintauchen.

Angesichts solcher Aussagen muss man seine Vorstellungen von Politik und Geschichte hinterfragen. Ein Name macht eine Partei nicht zum Sozialismus, genauso wenig wie ein Frosch zum Prinzen wird, nur weil er es behauptet. Die NSDAP war eine Partei, die massenhaft Menschen verfolgte, tötete und diskriminierte. Sie verfolgte eine ultranationalistische Ideologie, die auf Rassenhass und autoritärer Kontrolle basierte.

Es ist eine historische Tatsache, dass die NSDAP privatwirtschaftliche Unternehmen förderte, sofern sie den nationalen Interessen dienten. Die NSDAP war entschieden antisozialistisch und antikommunistisch. Das Fehlen von Arbeiterrechten, das Bekenntnis zu rassistischen und antisemitischen Ideen, und die systematische Vernichtung der Opposition lassen keinen Raum für eine linke Einstufung. Das Missverständnis, dass die NSDAP aufgrund des Wortes »sozialistisch« im Namen eine linke Partei sei, ist nicht nur geschichtlich inkorrekt, sondern auch gefährlich. Es verdreht die historische Wahrheit, um sie politischen Zielen anzupassen.

Was uns aber besonders beunruhigen sollte, ist die Tendenz, die Herr Brauns Argumente offenbaren: Die Bereitschaft, historische Fakten zu verdrehen, um politische Überzeugungen zu rechtfertigen. Die AFD, die Herr Braun so engagiert verteidigt, mag sich in Blau kleiden, aber manchmal scheint ein ungewolltes Braun durch. Dies wird deutlich, wenn man die Programmatik der Partei betrachtet.

Die AFD verfolgt das Ziel, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beseitigen, wie aus ihrem politischen Konzept hervorgeht. Das von der AFD verstandene Volk wird nach rassistischen Kategorien unterschieden, und Personen, die aus ihrer Sicht nicht als Deutsche gelten, haben nach Ansicht der Partei keine grundlegenden Menschenrechte. Damit erkennt die AFD nicht alle Deutschen als solche an und stellt den Willen zum Ausdruck, allein willkürlich bestimmen zu können, wer in Deutschland lebt und wer nicht. Weiterhin strebt die AFD die vollständige Beseitigung von grundlegenden und menschenrechtlichen Bindungen an, die aus der freiheitlichen demokratischen Grundordnung für den Rechtsstaat hervorgehen.

In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die AFD von Björn Höcke beeinflusst wird, einer führenden Stimme in der Partei, die offen eine am Nationalsozialismus orientierte Gewaltherrschaft anstrebt.

Die Geschichte lehrt uns, dass es wichtig ist, solche Tendenzen zu erkennen und zu benennen, bevor sie sich weiter ausbreiten. Daher sollten wir, anstatt die Dinge zu vereinfachen und sie auf eine Farbskala zu reduzieren, die Komplexität der politischen Landschaft akzeptieren und uns aktiv an ihr beteiligen.

Daher bleibt die Frage: Wie sind Ihre Lieblingsfarben? Was bedeuten sie für Sie? Und vor allem: Sind Sie bereit, Ihre Stimme zu erheben, um Ihre Farben in der Welt sichtbar zu machen? Nutzen Sie Ihre Stimme, um die Wahrheit zu verteidigen und die Welt in Ihren Farben zu malen.

Meine Begegnung mit Herrn Braun hat mich mit weiteren Theorien und Standpunkten konfrontiert, die ich bislang nur vom Hörensagen kannte. Die Diskussionen, die ich mit ihm führte, und die Argumente, die er vorbrachte, waren so vielschichtig, dass ich sie in einem einzigen Artikel nicht angemessen behandeln konnte. Daher habe ich mich dazu entschlossen, in den kommenden Wochen mehrere Artikel zu diesem Thema zu veröffentlichen. Ich werde die einzelnen Themen, die Herr Braun thematisiert hat, eingehend analysieren und mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, meine Erkenntnisse und Gedanken dazu teilen.

Ich freue mich auf diese Reise der Aufklärung und des Verständnisses mit Ihnen. Denn nur wenn wir uns dem Diskurs stellen und bereit sind, unsere Meinungen und Überzeugungen zu hinterfragen, können wir eine offene und vielfältige Gesellschaft fördern.

Bis zum nächsten Mal, wenn wir uns erneut in die Abgründe der kruden Theorien von Herrn Braun stürzen!